HGÜ-Kabelsysteme mit metallischer Rückleitung (DMR)
Autor: Martin Seipel
Veröffentlicht am: 16.04.2025

HGÜ mit DMR
Einige Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) entscheiden sich bei ihren zweipoligen HGÜ-Kabelprojekten für eine dedizierte metallische Rückleitung (DMR). Dies bedeutet ein zusätzliches Kabel, das nur dann in Betrieb ist, wenn eines der beiden Kabelpole außer Betrieb ist.
Bei Mega-Infrastrukturen wie den deutschen HGÜ-Korridoren ist es gängige Praxis, das System auf der Grundlage der ungünstigsten thermischen Bedingungen zu planen. Wie wirkt sich dieser Ansatz auf die HGÜ-Projekte aus? Die Antwort ist recht einfach: Man muss den gesamten Raum berechnen, der erforderlich ist, damit das System bei Volllast für die Notfälle funktioniert. Auf den ersten Blick scheint es absolut schlüssig, diesen Ansatz zu wählen, der das System mit Sicherheit funktionsfähig halten wird, aber ist es das wert? Nimmt man ein zweipoliges HGÜ-System als Referenz, so führt das Hinzufügen eines dritten Kabels (DMR) und die Berechnung des Mindestabstands zwischen den Kabeln, damit das System in Notfällen nicht seine maximale Temperatur erreicht, zu einer Verdoppelung der Breite des Systems. Dies führt zu zusätzlichen Flächen und Genehmigungen, die für Hunderte oder gar Hunderte von Kilometern HGÜ-Verbindung erforderlich sind, was sich erheblich auf die Projektkosten auswirkt. Bynoc hat mehrere Studien durchgeführt, um die Auswirkungen einer Verringerung der Strombelastbarkeit im asymmetrischen (Not-)Betrieb zu untersuchen, wobei der Kabelabstand und die Systemkonfiguration dieselben sind wie im symmetrischen (Normal-)Betrieb. Darüber hinaus hat Bynoc auch instationäre Berechnungen durchgeführt, um festzustellen, wie lange es dauern würde, bis das DMR einen stabilen Zustand erreicht, der im schlimmsten Fall etwa 50 Tage beträgt.
Natürlich gibt es Ungewissheit über die Dauer der Reparaturzeit für einen ausgefallenen Mast. Weitere Informationen werden gesammelt, sobald mehr Erfahrung mit 525-kV-HGÜ-Kabelsystemen im Betrieb vorhanden ist. Im Moment können wir nur Ideen austauschen, und wir möchten die Diskussion über die folgende Frage anregen: Wäre es besser, die Systemabstände für einen normalen Betrieb zu optimieren und die Last (ca. 5 % Lastreduzierung) für eine begrenzte Zeit zu reduzieren, oder sollte alles so berechnet werden, dass im Notfall die volle Last bewältigt werden kann, was das System robuster, aber wahrscheinlich teurer macht?
